Der Ölbaum - die heilige Pflanze der Antike
Der professionelle Anbau von Oliven hat längst nichts romantisches mehr. Da geht es nicht um schöne Bäume, Landschaftspflege und den Erhalt der Natur, selten auch um den Geschmack des Öls. Im Vordergrund stehen Mechanisierungsgrad, maximaler Ertrag und Kostenoptimierung. Es geht um finanziellen Gewinn der oft auch mit illegalen Mitteln erwirtschaftet werden soll. Dabei kann der Olivenanbau etwas wundervolles sein, wenn man sich Zeit nimmt zu genießen und nicht nur daran denkt den Bäumen möglichst viel ab zu gewinnen. Inmitten blumiger Wiesen die schönen, alten Bäumen zu pflegen, dabei den Duft von Pinie und Macchia in der Nase, ist schon mehr Freude als Pflicht; hin und wieder inne halten um den Hummeln bei ihrem Spiel auf den Rosmarinblüten zuzusehen oder den Blick über die Felsen ins sonnige Tal schweifen zu lassen wo sich der Arno im nahen Mittelmeer verliert, ist wunderbar! Vielleicht ist es nur das Sein in der übervollen Natur, dieses sprichwörtliche Eins-Sein mit dem Olivenhain, die Feuchte der Erde, die den Baum nährt, zu fühlen, die Sonnenhitze auf der Rinde und den Wind der mit den Blättern spielt. Vielleicht werden auch archaische Erinnerungen wach, spürt man, dass Menschen schon in grauer Vorzeit Oliven kultiviert haben, dies zu den frühesten Errungenschaften unserer Zivilisation gehört.
Nicht von ungefähr war es ein Olivenzweig, der Noah die Wiedergeburt der Welt versprach.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Olive in der Antike fast heilig waren – in Griechenland wurde sie als Geschenk der Athene betrachtet, für die Römer hörte die zivilisierte Welt dort auf, wo Wein und Olive nicht mehr gedeihen können. Ein wenig von all dem vermittelt ein Olivenbaum noch immer. Man muss ihm nicht unbedingt einen Altar errichten, aber allein seine Fähigkeit Jahrtausende zu überdauern macht ihn für uns schon zu etwas Besonderem, das man respektieren und schützen sollte.
Oliven kommen normalerweise auch allein ganz gut zurecht, doch kann man ihnen das Leben etwas leichter machen und sich um sie kümmern, besonders wenn man ihre Früchte ernten möchte. Frost, Sturm, Schädlinge und Krankheiten hinterlassen ihre Spuren, trockenes, totes Holz muss entfernt werden und der Baum sollte von zu dichtem, wildem, kraftraubendem Wachstum befreit werden. Luft und Sonne sind das Lebenselixier für die Feuchtigkeitsempfindliche Olive. So muss man auch dafür sorgen den sonstigen Wildwuchs im Zaum zu halten, Brombeeren, Efeu oder wilde Clematis nutzen die Bäume nur zu gerne als Rankhilfe.
Die Monti Pisano sind mit einer sehr üppigen Natur gesegnet, was eben auch bedeutet, dass man sein Gelände pflegen sollte. Zwei Jahre sich selbst überlassen, ist ein Olivenhain nicht mehr ohne “Penato“ (die toskanische Machete) betretbar, vor allem die Brombeeren überwuchern in kürzester Zeit alles. Die Olivenwurzeln stehen zu feucht, Schimmelpilze nisten sich in der Rinde ein. Die Bäume halten das einige Jahre aus, aber früher oder später sind die Wurzeln so geschädigt, dass nichts mehr zu retten ist.
Wir halten nicht viel von Spritzmitteln, verwenden deshalb auch keine, sind aber auch in der glücklichen Lage, dass der Hauptschädling der Oliven, die “Mosca Olearia“, bei uns nur sehr selten in größeren Mengen auftritt, der sind wohl die Winter in den höheren Lagen der Monti Pisano zu streng. Anderen Schädlingen und Krankheiten kann man durch regelmäßige Kontrolle und Baumpflege begegnen.
Auf Kunstdünger verzichten wir ganz und mit dem Biodünger gehen wir auch sehr sparsam um, versuchen eher durch Gründüngung und ausgewähltem Beiwuchs den Bäumen die nötige Nahrung zu geben. Klee gedeiht sehr gut bei uns, ist aber sehr mühsam zu mähen, einige Jahre hatten wir – leider sehr erfolglos – mit Phazelia experimentiert und danach wurde Esparsette gesät. Natürlich machen wir uns damit sehr abhängig von den Launen der Natur, was sich in extremen Schwankungen beim Ertrag wider spiegelt, von 60 bis 760 Liter Jahresertrag hatten wir alles schon, aber damit muss man leben.
Das gilt auch für den Wildwuchs unter den Bäumen, der die meiste Arbeit macht. Diese kraftvolle, üppige Natur ist phantastisch, schafft aber schnell ein ernsthaftes Brombeer-Problem! Um dem vorzubeugen und die Feuergefahr klein zu halten, schneiden wir dreimal im Jahr das Gras. Der viele Grasschnitt bleibt liegen, dient gleich zur Rückdüngung und sorgt für eine stetig anwachsende Humusschicht. An den steilen Hängen der Monti Pisano eine sehr wichtige Sache um der Bodenerosion entgegen zu wirken, ebenso wie die mühsame Pflege der Terrassen, die viel unter den wühlenden Wildschweinen zu leiden haben. In Ertragsoptimierten Großkulturen wird dagegen gerne mit Herbiziden gearbeitet und sämtlicher Bodenbewuchs einfach weg gespritzt – jeder der schon einmal Großkulturen in Süditalien oder Spanien gesehen hat, kennt die endlosen Baumreihen uniformer Bäumchen zwischen denen kein Grashalm wachsen darf.
Bei uns sieht es etwas anders aus, kein Baum gleicht dem anderen, ein jeder hat die 140 Jahre, die sie hier wachsen anders überstanden, sich anders entwickelt. Dazwischen breiten sich bunte Wiesen aus, unterbrochen von uralten Terrassenmauern und ausgewaschenen Felsen. Ein Stück intakter Natur, dass uns ebenso gut gefällt wie unseren Bienen. Kein Urwald natürlich, sondern Kulturlandschaft, aber eine wirklich paradiesisch schöne!
Das soll auch so bleiben, denn wir leben nicht davon, sondern darin. Wir sehen unseren Olivenhain denn auch nicht als landwirtschaftliche Nutzfläche, vielmehr als Lebensraum, für uns ebenso wie für die Flora und Fauna, die schließlich schon vor uns da waren.
Und jeden Tag erfreuen wir uns daran, am blühenden Rosmarin und dem Wiedehopf etwas mehr, an dem Wildschwein und dem Efeu etwas weniger.
Man kann sein Olivenöl im Supermarkt kaufen, im Bioladen, oder in Feinkostgeschäften, aber nur wenige haben die Chance ihr Öl direkt vom Bauern zu beziehen. Was Sie zu verführerischen Preisen im Supermarkt bekommen, schmeckt alles sehr ähnlich und vor allem recht langweilig, es handelt sich um industriell hergestellte Massenware aus mechanisierten Großbetrieben, fast immer eine Mischung verschiedener Erzeuger, auch wenn der Name der Ölmühle und das malerische Etikett auf der Flasche suggerieren, es handele sich um einen traditionellen Familienbetrieb in Ligurien. Oft werden Früchte von Billigherstellern, beispielsweise aus Nordafrika hinzu gekauft, oder das heimische Öl wird mit Billigölen verschnitten. Im ausgesuchten Fachhandel bekommt man natürlich hervorragende Öle, die auch geschmacklich nichts zu wünschen übrig lassen, doch sind auch oft die hohen Preise vor allem der hübschen Flasche und der exklusiven Aufmachung zu verdanken, weniger der Qualität des Öls. Der Bioladen bietet wahrscheinlich noch am ehesten die Chance gutes Öl zu vernünftigen Preisen zu erhalten, falls sich der Einkäufer sachkundig um entsprechende Ware kümmert und nicht nur einem “Bio-Siegel” glaubt, sondern auch seinem Geschmack.
Glücklich, wer solch eine Quelle gefunden hat!
Hier erhalten Sie nun ausschließlich Öl “direkt vom Bauern”, von selbst angebauten Oliven.
Kleine Hersteller haben meist das Problem ihr oft hervorragendes Öl nur schwer vermarkten zu können. Viele verkaufen aus diesem Grund das Öl nach dem Pressen der Mühle, wo es mit anderem, oft minderwertigerem Öl gemischt und am Ende unter dem Namen der Ölmühle vertrieben wird. Für die Bauern, die mit schimmligem Obst zur Presse kommen - und das sind nicht wenige - ist das kein schlechtes Geschäft, diejenigen die sich Mühe gegeben haben und entsprechende Qualität produzieren, sind die Leidtragenden. Schade um das gute Öl!
Wir mischen unserem Öl nichts bei, um den Charakter und die Qualität des Öls zu erhalten - die Unterschiede, selbst bei Nachbargrundstücken, sind schmeckbar! In schlechten Jahren kommen deshalb nur wenige Flaschen in den Handel, das muss man in Kauf nehmen. Dafür bekommen Sie naturreines Olivenöl höchster Qualität wie es an unseren Bäumen heran reift, kein Gemisch mit zweifelhaften Zutaten.
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